Eines der ersten Worte, das aus dem Mund von Jan Niermanns Sohn kam, war Müll. So oft hatten Niermann und seine Frau davon gesprochen. Darüber, dass ihr Stadtteil Wilhelmsburg in Hamburg immer dreckiger werde. Dass sich offenbar niemand darum kümmere. Dass sie den Müll nicht mehr sehen können!    

Reinhard Dassel kennt Niermanns Gefühl nur zu gut, obwohl die beiden sich noch nie getroffen haben. Der Berliner ärgerte sich so sehr über den Müll, dass er ihn nicht nur selbst aufsammelt, sondern gleich seine Nachbarinnen und Nachbarn dazu bringt, mitzumachen: auf gemeinsamen "Müllspaziergängen".

Beide sind Teil einer ZEIT-ONLINE-Aktion namens Plan D, die dabei helfen soll, Deutschland zu reparieren. 

Seit März fragen wir die Leserinnen und Leser von ZEIT und ZEIT ONLINE: Was ist Ihr Problem? Und: Wie reparieren Sie Deutschland? Wir riefen auf: Erzählen Sie uns, wo Deutschland in Ihrem Alltag nicht funktioniert! Und zeigen Sie uns, wo Sie bereits etwas dagegen tun.  

Denn während die einen sagen: Deutschland ist kaputt, sagen andere: Das kriegen wir hin!

Tausende Menschen haben uns geschrieben und uns von ihren Problemen erzählt: kaputte Radwege, fehlende Therapieplätze, nie endende Baustellen, marode Schulen, Hunderte verzweifelte Suchen nach bezahlbarem Wohnraum, Einsamkeit, fehlende Busse auf dem Land, Verwaltungskämpfe, Bürokratiewahnsinn. Und überall dieser Müll!

Diese Menschen haben von ihren Problemen und ihren Lösungen erzählt.

Fotografie: ©Marzena Skubatz für ZEIT ONLINE

Warum geht so wenig voran?

Tausende Probleme aus ganz Deutschland in nur wenigen Wochen. Das ist eine Wucht für ein Land, in dem Ordnung doch die halbe Miete sein soll. Das zeigt, was für ein Frust herrscht in der Gesellschaft und wie viele Menschen sich mit ihren Problemen alleingelassen fühlen. Sie schreiben es auch: "Das kann doch so nicht weitergehen", "da muss sich endlich etwas ändern!"

Es geht um Alltagssorgen, scheinbar. Wenige Jahre ist es her, dass Angela Merkel mit einem Satz Wahlwerbung machte, der heute undenkbar ist: Deutschland, so hieß es auf den CDU-Plakaten 2017, sei ein Land, in dem wir gut und gerne leben. Natürlich lässt es sich – ganz objektiv betrachtet – immer noch gut und gerne in Deutschland leben. Es herrschen weder Krieg noch Hunger, die Straßen sind sicher, und ganz schön ist es hier eigentlich auch. Doch etwas hat sich verändert: Die Stimmung ist schlecht. Das Land scheint festzustecken. Warum geht so wenig voran? Warum funktionieren einfachste Dinge nicht? Überholen alle anderen uns, wirtschaftlich, in der Lebensqualität?

Hunderte Menschen haben längst Lösungen gefunden

Aber: Uns haben in den vergangenen Wochen auch Hunderte Menschen geschrieben, die es nicht beim Klagen belassen. Die etwas ändern, Lösungen finden. Da ist der Mann, der einen Obdachlosen bei sich aufgenommen hat und nun, nach vier Jahren, noch immer mit ihm in einer WG lebt. Da ist die Frau, die Kindern kostenlos das Schwimmen beibringt und deren Verein längst selbst Schwimmlehrer ausbildet. Da ist der Bürgermeister in Rente, der die Altenpflege in seinem Ort umgekrempelt hat.

Menschen, die einen großen Teil ihrer Zeit dafür aufwenden, die Gesellschaft besser zu machen.

Es ist beeindruckend, wie viele Menschen auch in ihrem Alltag ganz nebenbei Gutes tun. Müll sammeln, Nachbarschaftstreffs organisieren, Energiestammtische gründen, aufklären, beistehen, investieren.

Es gibt Tausende Probleme, und die Politik hat viel zu tun – aber es gibt auch Tausende Lösungen, die Mut machen. Und es gibt viele, viele Menschen, die mitmachen.

Wir wollen sie zusammenbringen!

Wir haben deshalb vor einigen Wochen angefangen, die Sorgen und Ideen zu sammeln. Wir haben sie sortiert, geordnet. Nun ist es da: Plan D. Ein Projekt, das einen Plan für Deutschland entwerfen soll. Eine Reparaturwerkstatt für die größten Probleme in diesem Land. 

Ab heute ist all dies nachzulesen in einem Verzeichnis auf ZEIT ONLINE. Sie können das Verzeichnis durchsuchen oder einfach durchstöbern – vor allem aber können Sie zu jedem Problem eine passende Lösung vorschlagen. Unser Ziel: gemeinsam mit unseren Leserinnen und Lesern Tausende Lösungen für die Probleme finden, die dieses Land beschäftigen. Und die Menschen, die bereits Lösungen gefunden haben, mit jenen zusammenzubringen, die unter den Problemen leiden. 

So funktioniert das Verzeichnis

Im Verzeichnis sind die Probleme rot, die Lösungen blau gekennzeichnet. Die Kreise zeigen die Kategorien, in die wir die Einreichungen sortiert haben. Sie können sich durchklicken bis zu den einzelnen Einreichungen – und abstimmen, welche Lösung Ihnen gefällt und welches Problem auch Sie beschäftigt. Oder Sie können das gesamte Verzeichnis durchsuchen: Unter den Kreisen finden Sie dafür eine Suchleiste. Unter jedem Problem schlägt eine künstliche Intelligenz schon mögliche Lösungen vor. Sie sind manchmal kein perfektes Match, aber mindestens eine Inspiration. 

Eine Inspiration, wenn auch der unangenehmen Art, ist das Verzeichnis der Probleme auch für diejenigen, deren Job es wäre, sie zu lösen: Ärztemangel oder schlechter Nahverkehr lassen sich ohne Politikerinnen und Politiker nicht wirksam bekämpfen. Was die Menschen im Land besonders ärgert, dürfte auch sie enorm interessieren.

Und das ist erst der Anfang!

Jetzt sind Sie gefragt: Sie haben genau die richtige Lösung für eines der verzeichneten Probleme? Reichen Sie es im Formular darunter ein! Helfen Sie uns dabei, die vielen guten Ideen und drängenden Probleme in diesem Land zusammenzubringen.

Plan D ist ein Verzeichnis, das weiterwachsen soll. Mit Ihren Ideen!

Wir sichten alle Einreichungen und veröffentlichen alle, die nicht beleidigend oder diskriminierend sind. Wir fahren zu den Menschen mit den spannendsten Lösungen, den drängendsten Problemen und sprechen mit verantwortlichen Politikern darüber, welche Probleme nur sie lösen können – und warum sie es nicht tun.

Und wer weiß, vielleicht haben wir ihn ja am Ende: den Plan D.