Eigentlich mutet es absurd an, diese Objekte mittelschwer zu nennen. Schließlich bringt jedes von ihnen mindestens 298.000.000.000.000.000.000 Billionen Kilogramm auf die Waage, eine Zahl mit 33 Stellen. Das ist das 150-fache Gewicht unserer Sonne. Und die Objekte vereinen diese Masse nicht einfach in einem lodernden Feuerball. Sondern im Inneren einer dunklen Sphäre, die alles im Umfeld verschlingt.

Willkommen im Reich der Schwarzen Löcher. Bisher kennen Astronomen sie in XS und XXL, oder genauer: Entweder als das, was übrig bleibt, wenn sterbende Sterne in einer Supernova explodieren, was dann ein stellares Schwarzes Loch mit ein paar Dutzend Sonnenmassen zurücklässt. Oder als sehr viel größere Giganten, millionen- oder gar milliardenfach schwerer als unsere Sonne – die supermassereichen Schwarzen Löcher im Zentrum von Galaxien.

Schon länger ist klar, dass es auch etwas dazwischen geben sollte: Schwarze Löcher mit einer Masse von 150 bis 100.000 Sonnen, aus Mangel an sprachlichen Alternativen mittelschwer genannt. Schon ein paar Mal haben Astronominnen Indizien für Objekte dieser Kategorie entdeckt, doch stets blieben Zweifel. Schließlich sind Schwarze Löcher nun einmal dunkel. Und damit für Teleskope, von wenigen Ausnahmen abgesehen, nicht direkt beobachtbar.

Im Herzen der Zwerggalaxie

Nun aber präsentieren Forschende die bisher angeblich stichhaltigsten Indizien für ein mittelschweres Schwarzes Loch. Es soll mindestens 8.200 Sonnenmassen in sich vereinen und sich in einer Omega Centauri genannten Region unserer Galaxie verstecken, berichtet das Team um Maximilian Häberle vom Max-Planck-Institut für Astronomie im Magazin Nature.

Omega Centauri ist eine dichte Ansammlung von rund zehn Millionen Sternen, die mit einem kleinen Hobbyteleskop als verwaschener Fleck am Nachthimmel der Südhalbkugel erscheint. Vermutlich handelt es sich um das Überbleibsel einer kleinen Zwerggalaxie, die vor langer Zeit das Pech hatte, unserer Milchstraße zu nahe zu kommen. Dadurch wurde die kleinere in die größere Welteninsel hineingesogen. Viele ihrer Sterne verteilten sich dabei in der Milchstraße. Die einstige Kernregion der Zwerggalaxie blieb hingegen intakt und treibt nun als Sternhaufen durch unsere Galaxie.

Groß frisst Klein – so läuft es im Weltall. Nach kosmischen Maßstäben ist Omega Centauri uns daher ungewöhnlich nahe, nur 18.000 Lichtjahre trennen den Sternhaufen von der Erde. Zum Vergleich: Das Zentrum der Milchstraße mit seinem supermassereichen Schwarzen Loch Sagittarius A* ist 27.000 Lichtjahre entfernt.

Für Astronomen ist die Nähe zu Omega Centauri ein Glücksfall. Durch sie lassen sich die Vorgänge in der einstigen Galaxie gut beobachten. Das ist insbesondere im Zentrum des Sternhaufens spannend. Schließlich könnte sich dort, so lautet eine alte Hypothese, durchaus ein Schwarzes Loch verstecken – und noch dazu ein mittelschweres.

Sterne in unmittelbarer Nähe würden in diesem Fall auf enorme Geschwindigkeiten beschleunigt. Denn die Schwerkraft der riesigen Masseklumpen überbrückt große Distanzen; selbst Objekte im Abstand einiger Lichtjahre spüren den Sog noch deutlich. Manchmal werden sie durch ihn stark beschleunigt. Und kreisen dann in rasantem Tempo um das Schwarze Loch, in einem Abstand, in dem sie gerade nicht hineinfallen.