Nach dem Verzicht von Annalena Baerbock auf eine Kanzlerkandidatur für die Grünen lässt Vizekanzler Robert Habeck seine mögliche Kandidatur offen. "Erst einmal will ich sagen, dass Annalena Baerbock dafür gesorgt hat, dass Deutschland in den letzten Jahren ein Stabilitätsfaktor in der Außenpolitik gewesen ist und nach wie vor ist", sagte er der Nachrichtenagentur dpa. 

Baerbock mache "einen hervorragenden Job als Außenministerin". Auf die Frage nach seinem eigenen Anspruch, für seine Partei als Kanzlerkandidat anzutreten, sagte Habeck: "Alles Weitere werden wir in den Gremien beraten und die richtigen Entscheidungen rechtzeitig verkünden."

Kurz zuvor hatte Baerbock in einem Interview mit dem US-Fernsehsender CNN am Rande des Nato-Gipfels in Washington gesagt, auf eine Kanzlerkandidatur zu verzichten. Stattdessen wolle sie angesichts der internationalen Krisen ihre Kraft voll ihrer aktuellen Aufgabe als Außenministerin widmen. 

Fraktionschefin lobt "verantwortungsvolle Entscheidung"

"Es ist eine sehr verantwortungsvolle Entscheidung, in dieser Zeit der Außenpolitik Stabilität und Priorität zu geben", schrieb die Grünenfraktionschefin Katharina Dröge auf X. Sie sei froh, eine Außenministerin zu haben, die "in sehr schwierigen Zeiten" und "bei allen wichtigen Fragen – von der Ukraine bis Nahost – international so hohes Vertrauen genießt".

Auch die beiden Parteivorsitzenden der Grünen, Omid Nouripour und Ricarda Lang, äußerten sich ähnlich. "Dank ihr ist Deutschland ein verlässlicher Partner in der Welt. Sie hat heute wieder einmal gezeigt, dass sie genau dafür steht", schrieb Nouripour auf X. Lang lobte ihre Entscheidung, auf die Kandidatur zu verzichten. "Eine Außenministerin wie sie wird im Moment so sehr gebraucht wie vielleicht noch nie. Respekt, dass sie gerade in diesen stürmischen Zeiten all ihre Energie darauf konzentrieren will!"

CDU begrüßt ebenfalls Baerbocks Verzicht

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann begrüßte ebenfalls Baerbocks Entscheidung. Er habe "großen Respekt" davor, sagte er dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). "Annalena Baerbock führt ihr Amt mit Stärke und Weitblick. Unser Land darf sich glücklich schätzen, in den Krisen dieser Zeit eine solch verantwortungsbewusste und versierte Außenministerin zu haben."

Der parlamentarische Geschäftsführer der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, Thorsten Frei, sagte dazu, die Grünen hätten "drängendere Probleme, als die Frage einer Kanzlerkandidatur zu klären". Er hoffe, "dass bei der Ministerin die Einsicht wächst, dass ihre Partei nicht länger Politik gegen den erklärten Willen der Mehrheit der Bürger betreiben sollte", sagte er der Rheinischen Post.