Samsung präsentierte in Paris neue Produkte: die Klapphandys Fold 6 und Flip 6, die Kopfhörer Buds 3 und Buds 3 Pro, die erste Galaxy Watch Ultra, die Galaxy Watch 7. Die größte Neuigkeit aber war der Galaxy Ring. Bei einer Presseveranstaltung konnte ZEIT ONLINE alle Geräte schon ausprobieren.

Das können Galaxy Flip 6 und Fold 6

Samsung bleibt seiner Foldable-Linie treu und setzt wieder auf das Schminkspiegel-ähnliche Klapphandy Galaxy Flip und das an seiner Längsseite wie ein Buch auffaltbare Galaxy Fold. Das Flip gilt Analysten als das derzeit beliebteste Foldable weltweit. Beim Flip 5 aus dem vergangenen Jahr hat Samsung den Außenbildschirm wesentlich vergrößert, in diesem Jahr gibt es vergleichsweise kleine Änderungen.

Das Flip 6 bekommt die Hauptkamera des Galaxy S24 und springt so von 12 auf 50 Megapixel, was die Fotoqualität deutlich verbessern dürfte. Für alle (angehenden) Influencer interessant: Der Nachtmodus der Kamera wird direkt in der Instagram-App integriert, um auch im Dunkeln Storys aufnehmen zu können. Das Außendisplay soll trotz gleicher Größe mehr Informationen und Widgets zeigen können, etwa KI-gestützte Antwortvorschläge für WhatsApps und andere Nachrichten. Zudem erhält das Flip 6 erstmals die Kühlungstechnik vapor chamber, die bereits bei den Fold- und S-Smartphones eingesetzt wird. Außerdem wird der Akku etwas größer (4.000 statt 3.700 Milliampere), und es wird vom aktuellen Premium-Smartphone-Chip Snapdragon 8 Gen 3 mit mehr Arbeitsspeicher (zwölf statt acht Gigabyte) angetrieben.

Flip 6 und Fold 6 sind dieses Jahr noch etwas kompakter geworden. © Henrik Oerding/​ZEIT ONLINE

Den erhält auch das Fold 6, das nun auch einer optischen Verjüngungskur unterzogen wird. Das neue Design orientiert sich mehr am Galaxy S24 Ultra, es ist mit seinem flachen Rahmen kantiger als das Fold 5. Auch das Scharnier wurde umgestaltet, es soll jetzt robuster sein. Zudem verändert sich das Format leicht: Das Buch-Smartphone ist kürzer (1,4 Millimeter weniger) und dafür breiter (einen Millimeter mehr zugefaltet, 2,7 Millimeter mehr aufgefaltet). Es wird auch dünner (geschlossen 1,3 Millimeter weniger) und leichter (14 Gramm weniger). 

Das Gewicht war beim ersten Ausprobieren tatsächlich angenehm spürbar. Das Fold 6 liegt angenehm in der Hand und dürfte im Alltag praktischer sein als die teils etwas unhandlichen Vorgänger. Zuletzt verspricht Samsung eine höhere maximale Bildschirmhelligkeit, mehr Leistung und eine bessere Kühlung – das soll besonders Gaming auf dem Handy verbessern.

Während sich preislich beim Flip 6 nichts ändert (ab 1.200 Euro für 256 Gigabyte Speicher), wird das Fold 6 teurer, das Basismodell startet bei 2.000 Euro (256 Gigabyte Speicher). Samsung scheint überzeugt, dass Menschen bereit sind, diese Beträge in ein Smartphone zu investieren: Den eigenen Marktanalysen nach würde auf dem Gesamtmarkt der Umsatz pro verkauftem Smartphone zunehmen.

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Noch mehr künstliche Intelligenz bei Samsung

Als Samsung im Januar dieses Jahres seine neuen S24-Smartphones vorstellte, gab es hardwareseitig nur wenige Verbesserungen, stattdessen sprach Samsung vom ersten "AI-Phone" und brachte zahlreiche KI-getriebene Features auf die Handys. Die kommen nun auch zu den Foldables. Laut aktuellen Marktdaten von Samsung ist das beliebteste von ihnen Circle to Search, bei der jedes beliebige Objekt auf dem Bildschirm eingekreist und per Google-KI identifiziert werden kann. Auch die generative KI-Bildbearbeitung, mit der sich Objekte entfernen und verschieben lassen, kommt auf die Foldables, ebenso wie KI-Schreibvorschläge, -Zusammenfassungen, -Transkriptionen und -Übersetzungen. Googles KI-App Gemini kommt ebenfalls auf die Smartphones.

Diese Funktionen sollen nun verbessert und ergänzt werden, Samsung sagt selbstbewusst: "Galaxy AI is here." So kann die Kamera per "AI-Zoom" nun auf Wunsch automatisch den besten Bildausschnitt auswählen und der KI-Dolmetscher lässt sich auf das Außendisplay von Fold und Flip spiegeln, sodass im Gespräch das Gegenüber direkt die Übersetzung sieht. Außerdem gibt es eine neue KI-Porträtfunktion, die aus einem Selfie wahlweise eine Schwarz-Weiß-Skizze, ein Wasserfarbenbild oder einen Pixar-Film-artigen 3-D-Charakter macht (wer erinnert sich noch an Lensa?). Zudem kann die Foto-KI nun aus einer Skizze ein realitätsnahes Bild generieren.

Bei einem ersten Test funktionierte das gut: Eine mit wenigen Strichen gezeichnete Kaffeetasse machte die Galaxy AI zu einem 3-D-Objekt. Auch die KI-Porträts erstellte das Fold 6 schnell und in Social-Media-tauglicher Qualität. Weiterhin wenig überzeugend war im (zugegebenermaßen recht lauten) Pariser Eventsaal der KI-Übersetzer: Zwar wirkte er schneller als bisher, den Satz "Wo geht es hier zum Flughafen?" verstand das Handy aber erst nach mehreren Versuchen. Und auch im Gespräch mit einem schnell palavernden französischen Taxifahrer kam es kaum hinterher.

Samsungs Handys machen KI-Porträts, wahlweise im Stil von Wasserfarben, 3-D-Animation und Skizzen. © Henrik Oerding/​ZEIT ONLINE
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So fühlt sich der Galaxy Ring an

Im Januar hatte Samsung seinen smarten Ring erstmals in einem Teaser gezeigt, im Februar dann auf dem Mobile World Congress in Barcelona auch ausgestellt, aber nur hinter Glas. Jetzt bringt Samsung den Galaxy Ring in zwei Wochen in den Handel und hat so auch die konkreten Features angekündigt.

Der Galaxy Ring ist optisch zunächst einfach ein Ring in den Farben Schwarz, Gold oder Silber. Wer ihn kauft, erhält zunächst ein Testset zur Größenbestimmung für die US-Ringgrößen 5 bis 13. Er ist in seinen Features so etwas wie eine reduzierte Smartwatch: Er misst 24 Stunden am Tag den Puls, in der Nacht bewertet er die Qualität des Schlafes samt Schnarcherkennung. Er bietet Alarme bei Inaktivität, Work-out-Tracking für Sportler sowie Zyklustracking über die Hauttemperatur.

Der Galaxy Ring ist relativ breit. © Henrik Oerding/​ZEIT ONLINE

Der Ring soll durchgängig getragen werden, deshalb ist er wasserdicht (IP68) und soll mit einer Ladung bis zu sieben Tage durchhalten. Danach kommt er ins mitgelieferte Ladecase. Smart: Weil Ring und Watch beim Gesundheitstracking zusammenarbeiten, kann der Einsatz des Rings die Akkulaufzeit einer Galaxy Watch laut Samsung um bis zu 30 Prozent verlängern.

Täglich erhalten Nutzer des Galaxy Rings oder einer aktuellen Galaxy Watch einen sogenannten Energiewert: Ähnlich wie das Fitnessband Whoop errechnet Samsung auf Basis von Schlafqualität, Puls oder Aktivität einen Wert auf einer Skala von 1 bis 100, der zu einem gesünderen Leben motivieren soll. Das wirkt fürs Erste wesentlich elaborierter als beim Konkurrenten Apple Health, wo die Apple Watch hauptsächlich Aktivität belohnt. 

Zudem lassen sich mit dem Ring die Kamera und der Alarm eines Galaxy-Handys fernsteuern. Er unterstützt das Gerätenetzwerk Samsung Find, kontaktlose Zahlungen via Samsung Pay aber (aktuell) nicht.

Unter der Haube des Galaxy Ring sind seine Hautsensoren untergebracht. © Henrik Oerding/​ZEIT ONLINE

Der Preis war vorher mit Spannung erwartet worden: Den bekanntesten Smartring Oura (Prinz Harry und Kim Kardashian trugen ihn) gibt es ab 330 Euro, dazu kommt aber ein verpflichtendes Abo für etwa sechs Euro im Monat. Samsung verlangt nun 450 Euro für den Galaxy Ring – allerdings kein Abo. Sinnvoll lässt er sich aber nur mit einem Galaxy-Smartphone nutzen. 

Das dürfte auch das Kalkül von Samsung sein: Wer einen Galaxy Ring kauft, bindet sich an das Unternehmen. Der Ring könnte Menschen erreichen, die keine Smartwatch wollen, weil sie Uhren nicht mögen oder klassische Uhren bevorzugen. Dass Samsung als erster großer Techkonzern den Schritt in dieses Marktsegment wagt, ist mutig, vielleicht aber genau der richtige Schritt in einer zunehmend auf Gesundheit fokussierten Gesellschaft.

Beim ersten Auspacken aus dem Ladecase fällt auf, wie leicht der Ring ist: 2,3 bis 3 Gramm soll er laut Samsung wiegen. Das wirkt jedoch zu leicht. Auch weil der Ring aus Plastik ist (nur die Beschichtung ist aus Titan), wirkt er weniger wie ein Qualitätsprodukt und – Pardon – mehr wie aus einem Kaugummiautomaten. Keine gute Nachricht für ein 450 Euro teures Produkt. Mit 2,6 Millimetern ist der Ring außerdem recht breit – die Sensoren benötigen Platz. Das dürfte ihn gerade an kleinen Händen ziemlich wuchtig erscheinen lassen. 

Womöglich kann Samsung den mittelmäßigen optischen Eindruck mit ausgeklügelten Gesundheitsfunktionen ausgleichen. Die ließen sich beim kurzen Ausprobieren bisher nicht bewerten – dazu folgt noch ein Test bei ZEIT ONLINE.

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Das sind die neuen Galaxy Watches und Buds

Bei der neuen Galaxy Watch 7 setzt Samsung auf Design und Funktionen der Galaxy Watch 6 aus dem vergangenen Jahr, es gibt sie in Grün, Silber und Cremefarben. Neu ist hier ein Dual-GPS-System, das die Standortbestimmung verbessern soll, sowie ein leistungsfähiger Drei-Nanometer-Chip. Außerdem misst die Uhr nun noch mehr Gesundheitsdaten wie den sogenannten AGEs-Index, der Hinweise auf die Gesundheit des Stoffwechsels geben soll. Die KI-Antwortvorschläge der Handys kommen auch auf die Uhren.

Die neuen Smartwatch-Modelle von Samsung: Galaxy Watch 7 und Galaxy Watch Ultra © Henrik Oerding/​ZEIT ONLINE

Bemerkenswerter ist die neue Galaxy Watch Ultra. Der Name ist kein Zufall: Wer die Apple Watch Ultra kennt, dem wird Samsungs Produkt bekannt vorkommen. Samsungs Premiumuhr hat ebenso Funktionen für Extremsportler, sie ist ebenso aus Titan, wird ebenso mit einem orangefarbenen Armband beworben und hat sogar ebenso einen orangefarbenen Extraknopf. Der Wunsch, sich von der Konkurrenz abzuheben, scheint bei Samsung nicht allzu groß gewesen zu sein. Die Galaxy Watch Ultra ist mit ihrem 47-Millimeter-Bildschirm jedoch etwas runder als das Modell von Apple und kostet mit einem Preis von 700 Euro etwa 200 Euro weniger. 

Im Energiesparmodus soll sie bis zu 100 Stunden halten. Galaxy-Watch-Fans sollten aufpassen: Mit einem neuen Verschlussdesign passen bisherige Uhrenbänder nicht an die Watch Ultra.

Auch bei den kabellosen Kopfhörern Galaxy Buds 3 (179 Euro) und Buds 3 Pro (249 Euro) lassen sich gewisse Ähnlichkeiten zu den Produkten eines großen Mitbewerbers nicht ganz verneinen. Die Buds 2 und 2 Pro erinnerten eher an runde Knöpfe, die neuen Modelle haben nun wie die omnipräsenten AirPods von Apple einen Steg am Hörerende, hier nur mit kleinen Farbakzenten. Samsungs Begründung: So ließe sich die Anrufqualität verbessern, weil das Mikrofon nun näher an den Mund herankommt.

Die Galaxy Buds 3 Pro haben nun einen Steg mit LED-Streifen. © Henrik Oerding/​ZEIT ONLINE

Das ist besonders bei den offen gestalteten Buds 3 der Fall. Die mit Silikonspitzen geschlossenen Buds Pro 3 heben sich ein wenig mehr ab, sie sind eher kantig gestaltet, und auf dem Steg (der etwas länger ist als der der AirPods Pro) befindet sich ein LED-Streifen, der beim Aus-dem-Case-Nehmen kurz leuchtet. Schön ist, dass es beide Modelle nicht nur in Weiß, sondern auch in einem metallischen Grau gibt. Beide Kopfhörer haben aktives Noise-Cancelling, das bei einem ersten Test der Buds 3 Pro einen guten Job machte. Nur die Buds 3 Pro haben zudem einen Modus, der Umgebungsgeräusche durchlässt.

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