Ein seit Wochenbeginn laufender Streik bei Samsung Electronics in Südkorea wird nach Gewerkschaftsangaben auf unbestimmte Zeit verlängert. Ursprünglich war der Streik auf drei Tage angesetzt gewesen. Die Gewerkschaft National Samsung Electronics Union begründete die Verlängerung damit, dass das Management nicht zu Gesprächen bereit sei. "Das Unternehmen bleibt entschlossen, mit gutem Willen Verhandlungen mit der Gewerkschaft zu führen", hieß es dagegen in einer Stellungnahme von Samsung.

Der Streik der Samsung-Beschäftigten für höhere Löhne hatte am Montag begonnen. An dem Tag legten nach Gewerkschaftsangaben mehr als 5.000 Mitglieder die Arbeit nieder. Von ihnen sei ein Großteil in der Halbleiterproduktion beschäftigt. Insgesamt hat die Gewerkschaft mehr als 30.000 Mitglieder, das entspricht fast einem Viertel der Belegschaft des Unternehmens.

Samsung teilte laut der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap am Dienstag mit, der Streik habe keine Folgen für die Arbeitsabläufe. Eine ranghohe Gewerkschaftsvertreterin widersprach den Angaben des Unternehmens: Die Produktion sei durchaus beeinträchtigt.   

Samsung verhandelt seit Januar mit südkoreanischer Gewerkschaft

In ihrer jüngsten Erklärung forderte die Gewerkschaft 3,5 Prozent mehr Grundlohn, das System für Leistungszulagen zu verbessern sowie eine Ausgleichszahlung an Mitglieder für ihre wirtschaftlichen Verluste infolge des Streiks. Statt wie bisher einen Tag mehr Urlaub im Jahr möchte sie zudem einen eintägigen Sonderurlaub anlässlich der Gründung der Gewerkschaft durchsetzen. Samsung äußerte sich zunächst nicht zu den Forderungen.

Seit Januar befindet sich das Samsung-Management in Verhandlungen mit der Gewerkschaft, bisher ergebnislos. Ein Lohnerhöhungsangebot des Unternehmens von 5,1 Prozent hatte die Gewerkschaft abgelehnt. 

Samsung erlebt ersten vollwertigen Streik in Unternehmensgeschichte

Erst im Juni hatte es den ersten Streik überhaupt bei Samsung gegeben. Der jetzige Ausstand gilt als der erste vollwertige Streik in der 55-jährigen Unternehmensgeschichte. Samsung hatte sich zuvor jahrzehntelang erfolgreich gegen jede Art von gewerkschaftlicher Organisation seiner Beschäftigten gesträubt. 

Dem Unternehmen war vorgeworfen worden, eine gewerkschaftsfeindliche Politik zu betreiben. Vor vier Jahren versprach die Unternehmensführung schließlich, das Recht der Beschäftigten anzuerkennen, Gewerkschaften zu bilden, Tarifverträge auszuhandeln und sich friedlich zu versammeln.