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- Weltbildung
- Charaktere
- Grafik
- Handlung
- Tempo
Es gibt viele gute Serien, aber nur wenige schaffen es - insbesondere im Westen - sich größere Beliebtheit zu verschaffen. Was sicherlich zu großen Teilen zum Erfolg dieser Serie beigetragen hat dürften die Erzählung und Bildung des Weltaufbaus und die Darstellung der äußerst authentischen, aber trotzdem sehr überzogen quirkichen Charakteren sein.
Die Probleme mit denen sich die Charaktere rumschlagen wechseln zwischen relativ sorglosen Momenten, wie aus dem alltäglichen Leben ausgeschnitten, bis hin zu ideellen Konflikten um das Schicksal der gesamten Welt. Die Situationen in denen sie sich wiederfinden, finden aber immer im Context der selben von Krieg und Angst geprägten Welt statt. Nicht wenige der Szenen erinnern nicht einfach nur an die Schrecken des Krieges, sondern nehmen Bezug zu historischen Kriegen aus der echten Welt.
Der Militarismus in der Show wird seit der ersten Episode enthusiastisch, ja fast schon stolz hoch gehalten und bis zum Schluss bleibt das vermittelte Erlebnis sich mit den Charakteren mitten in einem Kriegsschauplatz zu befinden durchgehend erhalten.
Weltbildung 5/5
Bekommt man zu Beginn der Serie noch eine recht schlanke Vorstellung von der Welt, in welcher sich die Mauern als letzte Bastion einer verloren geglaubten dystopischen Welt darstellt, so bekommt man in der finalen Staffel eher die Analogie zur echten Welt näher herangeführt. Es gibt militärische Superwaffen, welche als Abschreckung für Kriege dienen, die Welt dreht und wandelt sich eher mit dem geopolitischen Gefüge, als mit irgendwelchen Missionen zum Erhalt des letzten Bisschens der Menschheit.
Stark hat sich die Welt von Attack on Titan gewandelt im Laufe der Serie, Stück für Stück wurde dem Zuschauer mehr von der Welt präsentiert und damit auch die Fäden der Geschichte weiter dorthin geleitet, wo die Charaktere besonders gute Gelegenheiten bekommen herauszustechen.
Die Atmosphäre die durch die Welt von Attack on Titan geschaffen wird ist in sich, so würde ich behaupten, einzigartig in Ihrer Art. Während man oft im Laufe der Geschichte mit atmosphärischen Szenen konfrontiert wird, die man doch eher einem Horror-Genre a la Junji Ito zuweisen würde, so bleibt die Welt von Attack on Titan trotzdem stets in einer merkwürdigen Mixtur aus glorifiziertem Militarismus, in dem jeder Schauplatz im Rahmen eines Krieges bleibt und einem Mystery flair bestehen, wo viele der Szenen extra so an den Zuschauer geliefert werden, dass sie einfach den Effekt der Faszination durch grotesque Darstellung bewirken sollen, mehr als die eigentlichen Fragen die zur Geschichte selbst gehören würden.
So ist es Gang und Gebe in Attack on Titan dass man sich die meiste Zeit über eher Details rund herum um die Faktionen in der Welt, die Charaktere und deren Züge und Beweggründe, die Titanen und deren Mechanismen frägt, als sich großartig Fragen in Bezug auf die Geschichte selbst zu stellen.
Das war auch schon vorher nicht anders, so hatte man beispielsweise zwar hin und wieder eine Anregung erhalten sich zu fragen, was sich in "dem Keller" von Eren's ehemaligem Haus befindet, aber 99% der Zeit hat sich die Show und damit auch der Zuschauer dann doch eher mit Fragen befasst wie, wie tötet man die Titanen, wo kommen sie her, was treibt sie an, wie intelligent sind sie wirklich usw.
Auch die letzte Staffel befasst sich herzlich wenig damit wie denn jetzt eigentlich die "großen Fragen" beantwortet werden sollen. Statt dem Zuschauer großartige Erklärungen für Eren's plötztlichen Wandel zu geben, begeistert sich die Staffel für die Geschichten von Reiner und Bertholdt, sowie für Gabi oder Ymir während die Story sich fast schon gemächlich nach vorne mit treiben lässt.
Das liegt weniger daran, dass die Story nicht immer wieder periodisch in den Fokus kommen würde, sondern mehr daran, dass - wie für AoT üblich - die Welt rund um das Geschehen selbst einfach wesentlich faszinierender rüber gebracht wird. Wenn der Zuschauer also beispielsweise zwei Charakteren, die ihrem unausweichlichen Ende gegenüberstehen dabei zuschaut wie sie sich unwissens Ihrer unheilvollen Lage langsam auf Ihr Ende zubewegen, mag sich wohl der ein oder andere durchaus die Frage stellen, was das für Eren und den weiteren Verlauf der Geschichte bedeutet und wie das ganze zu werten ist, aber wohl jeder der Zuschauer bekommt seine Aufmerksamkeit in dieser Zeit durch das Schicksal dieser beiden Charaktere an den Bildschirm gefesselt und fiebert mit den Beiden mit, dass sie doch widererwarten jeglicher Umstände es doch irgendwie schaffen mögen aus dieser Lage herauszukommen. Auch hier wieder, ganz bewusst, wurden diesen Charakteren zuvor nicht ins Bild gebrachte optische Merkmale gegeben. Sie tragen beide einen Fez-Hut, ganz offensichtlich also eine Kultur innerhalb von AoT die man bis dahin auch noch nicht so gesehen hatte. Es kommen also ganz von selbst Fragen auf, die sich der Zuschauer nicht mal direkt stellen muss und die auch für die Geschichte vollkommen irrelevant sind, die man sich aber dennoch automatisch stellt. Davon wer genau diese Leute sind und wie sie sich in das Gesamtbild der Welt einfügen, welches man bis dahin von der Serie vermittelt bekommen hat.
Charaktere 5/5
Die Geschichte von Attack on Titan ist von Anfang an ein Mysterium. Es werden bewusst viele Fragen aufgeworfen und Anregungen zum Denken gesellen sich visuell und auch verbal der Reihe nach in der Warteschlange ihrer Auflösung hinzu.
Der Großteil der Handlung der Geschichte wird allerdings nicht durch irgendwelche Fäden entlanggezogen, sondern bereits durch den Aufbau der Welt von Attack on Titan geliefert. Wo der Zuschauer sich zu Anfangs noch frägt was es mit den Titanen, der Menschheitsgeschichte und dem Zeitalter, den Mauern oder der Geschichte vom Meer auf sich hat, so kommen in der letzten Staffel eher die Fragen nach dem Fortbestehen der Welt auf, philosophische und moralische Fragen drängen sich dem Zuschauer fast schon etwas penetrant auf. Während der Zuschauer also hauptsächlich mit Fragezeichen in Bezug zu der Geschichte beworfen wird, findet der eigentliche Schauplatz von Attack on Titan bei den Charakteren statt und werden durch die stets bewusst schwammig gehaltene Story nur noch stärker in den Fokus gebracht und hervorgehoben.
Die Charaktere werden tatsächlich sowohl figurativ, als auch visuell bewusst hervorgehoben durch stark gesättigte Farben und simplen Design im starken Kontrast zu den blassen und Detailreichen Hintergrundszenen. Und weil das alles nicht ausreicht, erhalten die Charaktere noch mal einen dicken festen schwarzen Rand, um den Kontrast zur Umgebung zu maximieren.
Die Geschichte von Attack on Titan macht es zu seinem Dreh- und Angelpunkt Charaktere für regelrechte Lebenslektionen zu inszenieren. Angefangen bei den neuen Rekruten von Eren und co., über Hannes und und sonstige "Nebencharaktere", die Geschichte wurde immer entlang ausgewählter Charaktere überliefert, die für sich einen Lebenspfad durchlaufen, an dem man will das der Zuschauer teilnimmt.
Das hat sich auch in der letzten Staffel nicht im geringsten geändert. Mit neuen Charakteren hat sich auch hier wieder der Fokus in der Geschichte auf diese Charaktere verlagert, wodurch trotz der heroischen Bemühungen von Armin, Mikasa und co. eher die Perspektive von Marley's Seite in das Licht gerückt wird.
Handlung 4/5
Die Handlung ist in der letzten Staffel deutlich komplexer geworden als zuvor, da muss man sich nichts vormachen. Als noch die ersten Kapitel vom Attack on Titan Manga rauskamen, drehte sich noch alles um den Erhalt der Menschheit angesichts einer übermenschlichen, zombieartigen und sehr gefräßigen Horde von Titanen.
Fingen dann die ersten Titanen an zeichen von Intelligenz abzugeben und immer mehr Charaktere haben sich selbst den Titanenmantel übergezogen, so wurde die Geschichte dann ähnlich einem klassischen Mecha Anime einem Kriegsdrama angenähert.
Liegen dann in der finalen Staffel eigentlich bereits alle Karten auf dem Tisch, so muss natürlich irgendwas neues aus dem Zauberhut gekramt werden, damit die Handlung sich nicht im Sand verliert und der Zuschauer sich frägt, worum es denn jetzt überhaupt eigentlich noch geht. Tatsächlich ist das in der letzten Staffel auch nicht immer ganz so klar, worum geht es denn jetzt eigentlich genau? Da sich die letzte Staffel die Dreistheit herausgenommen hat erst doch recht spät von seiner eher klaren Rollenverteilung von Eren als dem Protagonisten und den Titanen als Erens Gegnern abzusehen und sich auf einmal philosophischen Fragen anzunähern, so kann man sich die Geschichte der letzten Staffel eigentlich nur damit erklären, dass der Autor entweder selbst gespalten war in seiner Vision von der Story, oder man bekommt das Gefühl vermittelt die Story ist praktisch schon zur Spaltung und Polarisierung vorprogrammiert.
Hat man sich in den Staffeln davor eher noch geteilte Meinungen zu den Charakteren anhören dürfen, da die Handlung selbst sehr direkt entlang einer Linie verlief, welche einigen Leuten aber auch aus unterschiedlichsten Gründen (meist aber wegen Eren) nicht gepasst hat, so dürfte man sich heute sicherlich diese Kritik noch weiter verstärkt von den selbigen Leuten anhören, weil der selbe Protagonist nun in gewisser Weise zum Antagonisten der Geschichte geworden ist. Das hat mit den eigentlichen moralischen Dilemmas, die von der Geschichte aufgeworfen werden allerdings wenig zu tun und auch die brain-teasers, wo man erst mal nicht mehr genau weiss ob und wie genau das zeitliche Gefüge noch logisch zusammenpasst führt entlagn sehr unterschiedlicher, subjektiver Meinungen zu allerhand Enden.
Wovon genau handelt jetzt also eigentlich die vierte Staffel?
Hat die Geschichte etwas, was sie den Zuschauern mitgeben will?
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In der 4ten Stafel von Attack on Titan geht es um glaubwürdige Charaktere in einer furchteinflösenden und unheimlichen Umgebung, mit denen man gut mitfühlen und in die man sich gut hineinversetzen kann. Dieser Kern von Shingeki no Kyojin hat sich durch die gesamte Serie hindurch konstant gezogen und ein wirklicher Wandel der Qualität des Anime oder des Manga hat nicht stattgefunden. Nur der Ton der Serie hat sich gewandelt durch die nun sehr schnell und spät auftretenden doch teils auch sehr extrem polarisierenden Philosophierichtungen der Schlüsselcharaktere und damit natürlich solche Fragen wie für wen man jetzt eigentlich noch mitfiebern soll oder welches Ende man sich nun eigentlich noch erwarten darf und möchte während man es schaut.
Ich würde die Serie durchaus auch noch weitere male Schauen.
Kommentare
Über die verschiedenen Staffeln und Specials hat sich die Geschichte so verfasert und verkompliziert, dass am Ende vermutlich nur noch echte Experten einen groben Überblick behalten haben, wie das alles zusammenhängen soll. Die Geschichte wurde immer abgedrehter und esoterischer, und die langen Pausen und erzählerischen „Kunstgriffe“ (z.B. diverse Rückblenden in parallele Welten und Realitäten - wenn ich es richtig verstanden habe) haben auch nicht dazu beigetragen, alles zusammenzuhalten. Und wie immer, wenn sich eine Geschichte komplett verrannt hat, hilft nur noch: eine große Klopperei (hier: langwieriges Rumgekämpfe in/auf Eren's Monster-Skelett).
Sorry, ich möchte hier keinem AoT-Fan auf die Füsse treten - ich war auch mal einer. Aber spätestens mit Beginn der Final Season(s) hat mich die Serie abgehängt. Die Final Chapters habe ich mir dann nur noch in der verblassenden Hoffnung angeschaut, dass am Ende doch noch jemand in der Produktion eine zündende Idee hätte, wie man das noch irgendwie sinnvoll beenden kann. War wohl nix 😩
Trotzdem finde ich AoT an sich immer noch wegweisend und unbedingt sehenswert … mindestens bis Staffel 3.
Wie man falsch handelt:
Staffel 1
Staffel 2
Staffel 3
Final Season
Final Season (Part 2) (Surprise – es gibt davon noch einen zweiten Part!)
Final Chapters (Part 1)
Final Chapters (Part 2 (der erst ein halbes Jahr nach dem ersten ausgestrahlt wird)
Wie man richtig gehandelt hätte:
Staffel 1
Staffel 2
Staffel 3
Staffel 4
Staffel 5
Alternativ:
Staffel 1
Staffel 2
Staffel 3
Staffel 4
Staffel 5
Film (auf den sich alle gefreut hätten und der die Kinos zum Platzen gebracht hätte)
Ich hoffe, die Verantwortlichen werden nach diesem Desaster gefeuert und finden nie wieder einen Job im Anime-Business.
PS: Woran erkennt man, dass diese Serie aus Japan kommt?